Stiftungsfonds Claudia Heße Stiftung

Der Stiftungsfonds "Claudia Heße Stiftung" wurde im August 2017 errichtet.

Die Stiftung dient dem Zweck Menschen mit geistiger Behinderung zu fördern und ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Gefördert werden Projekte, die unabhängig von Kostenträgern und Sozialkassen realisiert werden sollen.

Das Hauptaugenmerk der Stiftung liegt dabei auf Projekten zur Förderung kultureller und lebenspraktischer Fähigkeiten von Menschen mit geistiger Behinderung.

Aktuell fördert die Stiftung eine inklusive Fußballmannschaft.


„Stolz auf echtes Miteinander“

Inklusive Fußballmannschaft der SG Weinstadt/Diakonie Stetten

Christian Hägele bringt das auf den Punkt, was wahrscheinlich alle seiner Mitspielerinnen und Mitspieler denken: „Für uns ist es wichtig, dass wir Spaß haben – und gewinnen“. So einfach ist das. Was nach banaler Sportler-Weisheit klingt, ist in Fußball-Deutschland inzwischen schon längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Insofern scheint die inklusive Fußballmannschaft der SG Weinstadt /Diakonie Stetten den deutschen Nationalmannschaften einen großen Schritt voraus zu sein.

Weil beides zutrifft: Hier steht der Spaß im Vordergrund, aber auch der Erfolg ist da. Wie der erste Platz im Landesfinale der Special Olympics Baden-Württemberg auf dem Sportgelände des MTV Stuttgart bewiesen hat. Bei diesem Finale der besten Teams aus ganz Baden-Württemberg setzte sich die Mannschaft um den erfolgreichsten Torschützen Gaetano Russi in der Kategorie C vor dem punktgleichen Team der Lebenshilfe Bruchsal aufgrund des direkten Vergleichs durch. „Wir sind wahnsinnig stolz auf die Mannschaft, das haben sie sich absolut verdient“, freut sich das Trainerduo Sebastian Müller und Jan Bauer. Auch bei den beiden Vordenkern kommt der Spaßfaktor nicht zu kurz, und zwar nicht nur wegen des sportlichen Erfolgs. „Es macht richtig Spaß, wir haben eine unglaublich homogene Mannschaft, die sehr zuverlässig ist und jeder Neue wird positiv aufgenommen“, sagt Sebastian Müller, der die Mannschaft seit der Gründung im Jahr 2019 im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Diakonie Stetten betreut. Damals kamen einige der fußballbegeisterten Jungs aus der Wohngemeinschaft auf den 42-Jährigen zu mit dem Wunsch, dass sie „ganz normal kicken wollen“, also in einem ganz normalen Fußballverein. Der Arbeitgeber unterstützte das Vorhaben damals wie heute gerne. Und bei der SG Weinstadt um den Fußball-Abteilungsleiter Martin Wundrak „sind wir mit offenen Armen empfangen worden“, wie sich Sebastian Müller zurückerinnert.

Daran hat sich bis heute auch nichts geändert. „Es passt alles, wir sind total happy“, freuen sich die Trainer über die Unterstützung der beiden Kooperationspartner. Das Engagement von Martin Wundrak reicht sogar so weit, dass er in den Spielen des Unified-Teams auch als sogenannter „Partner“, also Spieler ohne Handicap, auf dem Feld vollen Einsatz zeigt. Das Zusammenspiel von Partnern und Spielern mit Handicap funktioniert bei der SG bestens. Was unter anderem vielleicht auch am klaren Anforderungsprofil liegt, das das Trainerteam für die Partner ausgegeben hat: „Wir wollen keine guten Kicker, sondern gute Charaktere“. Die Chemie stimmt. Und zwar von Anfang an. „Bei unserem ersten Unified-Trainingsspiel haben wir unsere Spieler hinterher kaum aus der Kabine bekommen“, erinnert sich Sebastian Müller noch an das anschließende Kabinenfest. „Das war ziemlich cool“, sagt auch Spieler Kim Vatter und lacht. Der 27-Jährige schaut sich ab und zu Spiele der Weinstädter Aktiven-Teams an, kommt meist mit dem Fahrrad auf den Sportplatz und freut sich jeden Montag, „dass heute wieder Training ist“.

So stolz wie alle aus der Mannschaft sind, Mitglied in einem ganz normalen Verein zu sein, so stolz sind sie auch darauf, an einem „richtigen“ Spielbetrieb teilzunehmen. Zum ersten Mal wird ein Sieger in der neugegründeten Unified-Liga ermittelt, und die offizielle Anerkennung des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV) hat der zunächst von vier Vereinen gegründeten Liga noch einmal einen ganz anderen Stellenwert verliehen. „Das Engagement des WFV ist super, das hat dem Ganzen noch einmal eine ganz andere Wertigkeit gegeben“, freut sich nicht nur Jan Bauer. In der nächsten Saison werden eventuell drei weitere Teams am Spielbetrieb teilnehmen. Sebastian Müller: „Wir wollten aber bewusst klein anfangen, damit man das Ganze nach und nach ausbauen kann“.

„Uns geht es aber auch nicht darum, am Ende den Wimpel hochzustrecken“, sagt Sebastian Müller. Es geht um andere Werte: um das echte, nicht aufgesetzte Miteinander und tatsächlich gelebte Inklusion, und darauf sind alle Beteiligten stolz. Bei der SG schießen beispielsweise keine Partner Tore, sondern nur Spieler mit Handicap. Bei der SG nehmen mit Heike und Lara auch zwei Frauen am Trainings- und teilweise Spielbetrieb teil, die es „super finden in der Mannschaft“ und für die es „keine Rolle spielt, ob die anderen Männer oder Frauen sind“. Und bei der SG handelt es sich – laut Sebastian Müller – „mit Sicherheit nicht um die jüngste, aber bestimmt eine der sympathischsten Mannschaften“. Beim Kampf um den Titel „Sieger der Herzen“ dürfte die Mannschaft also zumindest gute Karte haben. Da passt es, dass Christian Hägele gegen Ende des Trainingsbesuchs noch feststellt, dass „das Ergebnis doch eigentlich schnurzegal ist“. Für Sieger der Herzen sowieso.